Historische Entwicklung des Lärmschutzprogramms

Begonnen hat alles im April 1998 mit der Veröffentlichung des „Masterplan 2015“. Darin wurde der geplante Ausbau des Flughafens bis zum Jahr 2015 beschrieben. Ein Kernstück des Masterplans war und ist der Bau einer zusätzlichen Piste, um den wachsenden Flugverkehr auch weiterhin problemlos abwickeln zu können.

Ausbau sichert Arbeitskräfte

Mit der 3. Piste kann sichergestellt werden, dass die positive Entwicklung am Vienna International Airport nicht abbricht. Anders formuliert: Mit der 3. Piste kann der Flughafen Wien auch langfristig in der europäischen Liga mitspielen. Ein Beispiel für Beschäftigte am Standort: Auf 1 Million Passagiere kommen rund 1.000 Beschäftigte. Stellt man die Prognose bis 2020 mit und ohne 3. Piste nebeneinander wird der Unterschied klar. Der Kapazitätsengpass im 2-Pisten-System wirkt sich demnach spätestens ab 2015 dramatisch aus, die Entwicklungskurve verflacht. Im 2-Pisten-System wird es ab 2020 laut Prognose rund 23.000 Beschäftigte am Vienna International Airport geben, mit 3. Piste hingegen rund 32.500.

Nach der Veröffentlichung des Masterplans äußerten Menschen um den Flughafen ihre Sorgen und Bedenken. Bald stand fest: Die Region kann sich nur positiv weiterentwickeln, wenn sowohl die ökonomischen Interessen des Flughafens als auch die Interessen der Bewohner der Region gleichberechtigt in die weitere Planung mit einbezogen werden.

Im Jahr 2000 begannen die Vorbereitungsarbeiten für ein Mediationsverfahren. Unter der Leitung des Wiener Rechtsanwaltes Dr. Thomas Prader nahmen Anfang 2000  die Flughafen Wien AG, die Plattform der Bürgerinitiativen gegen die 3. Piste, die Bürgermeister der am meisten betroffenen Gemeinden, die Umweltanwaltschaften von Wien und NÖ sowie die Länder Wien und NÖ die Vorbereitungsarbeiten in Angriff.

2001 startete das Mediationsverfahren Flughafen Wien. Es folgten vier arbeitsintensive Jahre. Die unzähligen Arbeitsstunden, Diskussionen, Sitzungen und Gespräche führten zu sehr konkreten Ergebnissen, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten Auswirkungen auf die gesamte Region haben werden. Die Diskussion der aktuellen Lärmsituation mündete Anfang 2003 in den Teilvertrag „Aktuelle Maßnahmen“, der zahlreiche Verbesserungen brachte. Mit April 2004 wurde der Teilvertrag in die Praxis umgesetzt. Am 22. Juni 2005 unterzeichneten 55 Parteien in einer Festsitzung die Verträge des Mediationsverfahrens. Herzstück ist der Allgemeiner Mediationsvertrag, der die Themenbereiche 3. Piste, Nachtflug, Technischer Lärmschutz, Lärmzonendeckelungen, UVP-Verfahren und Prozessvereinbarungen regelt.

Die Ergebnisse des Mediationsvertrages

  • 35 Millionen Euro für den technischen Lärmschutz. Die Lärm-Grenzwerte des Lärmschutzprogramms Flughafen Wien liegen deutlich unter den gesetzlich vorgegebenen.

  • Halbierung der Nachtflüge. Die Zahl der Überflüge zwischen 23:30 und 5:30 Uhr wird schrittweise auf 3.000 Bewegungen pro Jahr reduziert.

  • Begrenztes Wachstum durch „Lärmzonendeckel". Die Lärmzonen um den Flughafen werden nach Inbetriebnahme der 3. Piste nicht mehr größer. Die Gemeinden widmen in der Lärmzone über 54 dB kein neues Wohnland.

  • Längere überflugsfreie Zeiten in der Nacht. Für einzelne Pistenrichtungen wurde die überflugsfreie Zeit auf 21:00 bis 7:00 Uhr verlängert.

  • Dialogforum Flughafen Wien. Der im Mediationsverfahren begonnene Dialog wird weitergeführt.

  • Umweltfonds für nachhaltige Entwicklung. Flughafen Wien AG zahlt in diesen Fonds 0,20 Euro pro Passagier am Tag und 0,60 Euro pro Passagier in der Nacht.

Dialogforum prüft und überwacht

Dass die getroffenen Vereinbarungen auch eingehalten werden, darüber wacht das Dialogforum. Das betrifft die Umsetzung des Lärmschutzprogramms und der Nachtflugregelung ebenso wie den Umweltfonds oder die kontinuierliche Verbesserung der An- und Abflugrouten. Auch bei der Festlegung der An- und Abflugrouten im möglichen 3-Pisten-System hat das Dialogforum ein verbrieftes Mitspracherecht.